Wo ist Knickebein?
© Storchenpflegestation Wesermarsch
Ein Storch, der auf den ersten
Blick besonders auffällt.

Mai 2006

Als am späten Nachmittag meine Frau mir zurief, "Achtung da kreist ein Storch mit Beinbruch," griff ich sogleich nach dem Fernglas, welchen Storch es denn wohl dieses Mal getroffen hat.

© Storchenpflegestation Wesermarsch
Das ist "Knickebein " nach seiner
Landung in der Storchenstation.

Störche fliegen häufig gegen Hochspannungsleitungen, die überall die Landschaft überspannen. Oft verletzen sie sich schwer oder gar tödlich. An ihren langen Beine sind zum Teil viele Narben zu sehen.

Doch was ich da sah, paßte nicht zu einem frischen Beinbruch, denn der Fuß hing nicht nach unten, sondern verschwand im Schwanz. Weißstörche strecken beim Flug ihre Beine gerade nach hinten, nur wenn sie in der Luft stark bremsen wollen, oder im Landeanflug sind, lassen sie ihre Beine herabhängen.

Nach einigen Erkundungsrunden über den Nestern der brütenden Störche, ließ sich der Storch hoch oben auf einen waagerechten Ast einer großen Pappel nieder. Er stand erstaunlicher Weise mit beiden Beinen sicher auf dem Ast. Der Knick unterhalb des Intertasalgelenkes war jetzt deutlich zu erkennen. Mit dem Spektiv, einem Fernglas mit einer bis zu 60- fachen Verstärkung, konnte ich genau die geknickte Stelle erkennen. Nach der Gefiederpflege landete Knickebein, so nannten wir ihn, auf den Boden.

© Storchenpflegestation Wesermarsch
Knickebein auf Erkundungstour

Nach dem Erscheinungsbild handelt es sich hier wahrscheinlich um einen weiblichen Storch. Sie konnte gewandt den Angriffen anderer Störche ausweichen und so konnten wir beobachten, dass sie trotz ihrer Behinderung gut klar kam. Sie nutzte ihr verkrümmtes Bein sogar zur Gefiederpflege am Kopf. Die Zehen des vor längerer Zeit gebrochenen Beines schienen doch eher etwas steif zu sein. Der Vogel war vital und kräftig. Nach nur kurzer Pause schwang sie sich wieder in die Luft und flog interessiert verschiedene Nester an, was darauf hindeutet, dass sie am Brutgeschehen in diesem Sommer teilnehmen möchte.

So ein augenscheinlich behinderter Storch ist kein Fall für eine Pflegestation und auch ein Abschuß aus Tierschutzgründen wäre völlig falsch, da sie sich wie wir sehen konnten, gut ernähren und behaupten kann.

Am Abend des selben Tages rief mich Udo Marx an. Auf seinem Grundstück in Rodenkirchen LK Wesermarsch, dass ca. 35 km von unserer Station entfernt liegt, befindet sich ein Storchenhorst, den er mit seinen Nachbarn betreut. Alle Unregelmäßigkeiten und Besonderheiten meldet er an uns.

Er berichtete mir von einem Storch mit einem verkrümmten Bein, der am selben Tag gegen 15 Uhr immer wieder den Horst anflog, auf dem bereits gebrütet wurde und dann, nach kurzer Verweildauer auf dem Dach des Nachbarn, weiterzog.

Es stellen sich jetzt folgende Fragen?

Ist sie in Weser - Ems Region geblieben?

Oder zieht sie noch durch andere Bundesländer.

Hat Knickebein eventuell einen Partner und ein Nest gefunden?

Wir bitten um Mitteilung, wenn auch sie Knickebein gesehen haben.

Über ein Lebenszeichen von ihr würden wir uns sehr freuen!

Meldung an: info@storchenstation.de

 

 
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