Bootssperrung Brutkolonie Glüsing Teil II
© Storchenpflegestation Wesermarsch In den vergangenen Jahren gab es erhebliche Störungen der Störche durch uneinsichtige Boot.- und Kanufahrer.

Es hat sich etwas getan,

nachdem es für die Entscheidungsträger in der Politik und in der Verwaltung des Landkreises Wesermarsch zu keinem Einvernehmen in Sachen Schutz der Störche an ihren Brut.- Nist- und Zufluchtsstätten im Bereich der Brutkolonie an der Berne kam, hat die Verwaltung im letzten Jahr einen unabhängigen Gutachter bestellt.

Der Dipl. Biologe Volker Moritz, hatte die Aufgabenstellung:

"Untersuchungen an Weißstörchen Ciconia ciconia in Berne-Glüsing zur Konfliktbewältigung: Besucher an Nestern und in der Station, Boote auf der Berne, Landwirtschaftlicher Verkehr".

Der Biologe erarbeitete nicht nur allein mit seinen Mitarbeitern ein über 60 Seiten starkes Gutachten, sondern beteiligte auch den Berner Bürger und Heimatverein, den Stedinger Turnverein (Wassersportabteilung), den Entwässerungsverband Stedingen, Nachbarn der Storchenstation, Mitarbeiter der Gemeinde Berne (Präventionsrat der Gemeinde Berne) und den Tus Warfleth (Kanu - Poloabteilung).

Es wurde den Teilnehmern erklärt, wie das Verhalten der Großvögel in die Erfassungsbögen aufzunehmen ist. Bei den Bootsversuchen, zu denen sich die Wassersportabteilung des Stedinger Turnvereins zur Verfügung stellte, durften die geladenen Beobachter auch selber Erfassungsbögen ausfüllen. Mit Kameras und detaillierten Protokollen wurde der Ablauf festgehalten.

© Storchenpflegestation Wesermarsch
An der Glüsinger Brücke warteten
die Kanuten auf ihren Einsatz.

Um es vorweg zu nehmen, das Ergebnis der Untersuchung war für viele so erschreckend wie eindeutig zugleich.

Ein Großteil der Störche verließ vor den Augen der zahlreiche Zuschauer auf dem Berner Deich, fluchtartig die Horste, als sich ein Boot unter den Nestern befand.

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Beobachter am Berner Deich während der Versuche.

Diese Fluchtreaktionen hatten wir in den Jahren zuvor immer wieder beobachten können und den Behörden beschrieben, jetzt gab es gutachterliche Augenzeugen.

Der Versuch wurde sofort gestoppt.
Bei dieser erheblichen Störung sprangen Jungstörche in Panik ab, die noch nie zuvor ihr Nest verlassen hatten und auch nicht in der Lage waren ihre Horste wieder anzufliegen. So war es nicht verwunderlich, das der Fuchs sogleich seine Chance nutzte und in den folgenden Nächten mehrere Jungstörche riss.

Viele Junge kehrten erst in den Tagen darauf aus dem Feld zurück, fanden aber ihre Nester nicht wieder. Sie versuchten auf anderen Horsten unterzukommen, wo sie aber zum Teil mit kräftigen Schnabelhieben attackiert wurden.

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Am Abend des 2. Tages nach der Störung sammelten sich die Jungstörche auf den Nestern fremder Eltern.

Nachdem die Verwaltung das Gutachten erhalten hatte, beabsichtigte diese das Gutachten den politischen Gremien (Fachausschuss, Kreisausschussund Kreistage) in den jeweilig terminierten Sitzungen im Juni bzw. Juli 2007 vorzustellen. Das wäre für diese Storchensaison natürlich viel zu spät und hätte mit Sicherheit wieder tote Störche zur Folge gehabt.

Da das Gutachten zur Untersuchung an Weißstörchen in Berne-Glüsing zur Konfliktbewältigung seit Februar 2007 vorlag, und die Untersuchungsergebnisse so eindeutig sind, dass Maßnahmen und Umsetzungsvorschläge zur Sperrung abgeleitet werden müssen, beantragte die Mehrheitsgruppe im Kreistag - CDU, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Unabhängige Wählergemeinschaft am 12. April beim Landrat des Landkreises Wesermarsch, Herrn Höbrink, eine Sondersitzung zum Thema "Störche und Bootsverkehr im Bereich Berne-Glüsing".

Vorstellung des Ergebnisses.
Am 3.5.2007 wurde zur öffentlichen Sondersitzung eingeladen. Der Ausschluß für Bauen, Kreisentwicklung, Landwirtschaft und Umwelt tagte ab 16 Uhr.

Herr Dipl. Biol. Volker Moritz stellt das Gutachten vor.
Zitat: Die Untersuchungsergebnisse sind eindeutig, dass zwanglose Maßnahmen und Umsetzungsvorschläge abgeleitet werden können, die Störung weitgehend vermeiden bzw. ausschließen.

Hierzu gehören Befahrungsregelung für die Berne - keine Boote vom 1.3.- 30.9.

 
Der Vorsitzende des Kreistagsaussschusses
Meent Brunken, bedankt sich beim
Dipl. Biologen Volker Moritz für die Vorstellung
des ausführlichen Gutachtens. Günter Mühlner,
Amtsleiter der Unteren Naturschutzbehörde
gab das Gutachten in Auftrag v. links.

Die Mehrheitsgruppe im Kreistag schließt sich den Aussagen des Gutachters an und forderte eine vorläufige Sperrung (für ein Jahr) der Berne vom 1.3.- 30.9.
Weiterhin ist die Gemeinde Berne aufgefordert ein Tourismuskonzept zu erarbeiten, das die Storchenpflegestation mit einbezieht. Nach dem Gesetz wäre eine ganzjährige Sperrung gerechtfertigt gewesen, da sich in den Bäumen ganzjährig Weißstörche aufhalten. Hier wurde ein Kompromiß geschlossen.

Am 8. 5. 2007 tagt der Kreisausschuss.

Dieser wird die Verwaltung beauftragen, im Rahmen einer Allgemeinverfügbarkeit ein sofortiges Verbot zum Befahren der Berne im Bereich der Storchenbrutkolonie zu veranlassen. Die Mehrheitsgruppe (CDU, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Unabhängige Wählergemeinschaft) wird diesen Antrag auf den Weg bringen und dafür stimmen.

Die Problematik des Bootsverkehrs auf der Berne und der Storchenbrutplätzen auf den Bäumen an der Berne ist bereits viermal Gegenstand von Beratungen im Fachausschuss für Planen, Bauen, Landwirtschaft und Umwelt gewesen.

In der Gemeinde Berne wurde bereits 1999 ein Arbeitskreis zum Thema gebildet. Ob die SPD-Fraktion sich der Mehrheit jetzt in dieser Sache anschließt und ihren Informations- und Beratungsbedarf noch rechtzeitig stillen kann, bleibt noch offen.

Zu wünschen ist, dass dieses eindeutige Gutachten, dass den Schutz auf Grundlage der Schutzvorschriften der Bundesartenschutzverordnung, des Niedersächsischen Naturschutzgesetzes und des Bundesnaturschutzgesetzes nachkommt, jetzt endlich gemeinsam und unabhängig unterschiedlicher politischer Couleur umgesetzt wird.

Anmerkung:
Bereits am 27.2.2006 wurde dem Fachausschuss berichtet, dass sich der Arbeitskreis, der sich in Berne gebildet hatte, wegen der unterschiedlichen Auffassung der Beteiligten darauf geeinigt hat, das ein unabhängiger Ornithologe gutachterlich mit der Thematik "Störung der Weißstörche durch Besucher und Bootsverkehr" befassen soll.

Das sich alle Beteiligten dann an das Ergebnis halten werden, war Grundvoraussetzung vor der Beauftragung des Gutachters und wurde von allen Arbeitskreismitgliedern akzeptiert.

 
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